In Reaktion auf den möglichen Verkauf des Frauenfelder Casinos wurde im Auftrag des Stadtrates von Frauenfeld eine Projektstudie durchgeführt, die den Bau eines neuen Stadtsaales in der historischen Stadtkaserne erkundete. Bis 2024 wird das Grundstück in den Besitz der Kantonshauptstadt übergehen. Die Doppelreithalle von 1861, gekennzeichnet durch ihre charakteristischen Doppelspitzgiebel und Spitzbogenfenster, wird eine entscheidende Rolle dabei spielen, den Innenhof mit dem Mätteliplatz zu verbinden.
Hinweis: Der Auftrag sollte als Grundlage bei einem möglichen Verkauf dienen. Die Bewohner*innen der Stadt Frauenfeld haben den Verkauf der Liegenschaft am 18.06.2023 per Volksabstimmung abgelehnt.
Dieser Vorstudie gingen frühere Ideenstudien voraus, u.a. vom Marktplatz Frauenfeld, um einer Vielzahl öffentlicher Nutzungen im Gesamtareal Raum zu geben und somit der Stadt einen Mehrwert zu bieten.
Obwohl ursprünglich als Reithalle für Pferde konzipiert, mag diese Transformation von einem historischen Reitplatz zu einem Stadtsaal paradox erscheinen. Dennoch behält sie ihre Bedeutung als identitätsstiftender Ort für die Stadt bei. Dieses Potenzial der Doppelreithalle bietet die Möglichkeit, verloren gegangene oder fehlende öffentliche Räume in diese historische Struktur zu integrieren.
Frühere Studien untersuchten Ideen für vielfältige öffentliche Nutzungen im gesamten Bereich, um den Wert der Stadt zu steigern. Eine umfassende Analyse ergab, dass alle Casino-Räume sowohl in die Doppelreithalle als auch in das nördliche Nebengebäude passen könnten. Die Hinzufügung von Backstage-Einrichtungen unter dem offenen Raum der Halle, die zuvor fehlten, erhöht die Vielseitigkeit.
Durch neue Unterfangungen und Erweiterung unter der leeren Reithalle II bietet das neue Unterhallengeschoss Raum für Künstler*innen-Garderoben, Schminkzimmer und Lager für Bühnenbereiche sowie Technikräume. Der Boden des nicht unterkellerten Saales wird mit einer neuen Bodenplatte versehen um statisch 1000KN/m2 zu gewähren. Umlaufend um die Bodenplatte sind Heizsysteme verteilt, dessen Luft entlang der Bodenfuge gleichmässig und zugluftfrei in den Saal eingespeisst wird.
Oberhalb dieser umlaufenden Technikschattenfuge ist ein beidseitig längs laufender Technik/plug in Bereich geplant und auch mit asborbierenden Akustikplatten versehen. Das Thema alter Reithallenwandböschungen ist somit neu interpretiert. Die bestehenden Fenster werden alle im Bestand erhalten und aufgearbeitet.
Alle neuen Technikeinbauten im Dachstuhl machen eine separate neue Dachstuhlstatik notwendig. Der in jetziger Nutzung semi-geschlossene Kehlbereich ist akustisch sinnvoll und verdeckt zudem die im Firstbereich laufenden Leitungen der Haustechnik und Stromtrassen, sozusagen das wichtige Rückenmark der Halle.
Das Nebengebäude dient hofseitig als offizieller Publikums und Entrée Zugang und bietet über die Bogentüren zum Mätteli eine praktische direkte Erschliessung des Cateringbereich/Entsorgung als auch des separaten Laden/Cafezugangs an der Nordostecke des Areals.
Résumé
Die Studie zeigt, dass die offene, anpassungsfähige Halle II neben dem angrenzenden Stadtsaal in Halle III ein flexibles Raumkonzept bildet. Die Erhaltung der wertvollen denkmalgeschützten Hülle, einschließlich der Dachbinder, gewährleistet die Kontinuität bis zum Dach.
Die Vorstudie verwandelt eine ehemalige Reithalle in einen multifunktionalen öffentlichen Raum, betont das architektonische Potenzial und respektiert den historischen Wert.
Es ist kein Bauen auf grüner Wiese sondern das Bauen im Bestand und würde einmal mehr der aktuellen Zeit gerecht, sich eher den vorhandenen Werten in architektonischer, denkmalpflegerischer wie inhaltlicher Art kritisch und ideenreich zu nähern und Neues zu wagen:
Architektur ist immer auch die Kunst des Potentials.